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my fistful of opinions

3 Wochen "distance-schooling"

Drei Wochen Online-Unterricht liegen gerade jetzt hinter, die Osterferien vor mir und meine Hirnwindungen versuchen schon das Erlebte und Erfahrene zu verarbeiten.

Ja es funktioniert. Es war unglaublich kurzfristig, unglaublich "über's Knie gebrochen", aber es hat irgendwie funktioniert. Bei uns wurde von Anfang an auf Online-Unterricht gesetzt - mit Schülern ab Klasse 8 war das auch gut umzusetzen. Glücklicherweise hatte ich bereits Erfahrungen mit Zoom - der von uns genutzten Kommunikationssoftware. (Ja, mir sind die aktuellen datenschutzrechtlichen Vorwürfe bekannt.) Auch glücklicherweise hat meine Schule schon vor rund einem Jahr damit begonnen die alten Overheads durch Dokumentenkameras (und Beamer) zu ersetzen. Eine einfache, gute Webcam hätte mir zu Hause aber wohl auch zum Unterrichten ausgereicht. 'Ne Dokumentenkamera ist dagegen schon ein "Rolls Royce".

Wenn jetzt aber wieder über die allgemein mangelnde Digitalisierung der Schulen gemeckert wird: die halte ich nicht für ein Problem. Problematisch ist die digitale Infrastruktur unseres Staates. Wenn sich Eltern melden, dass bei ihnen zu Hause nicht 2 oder 3 Rechner parallel im HomeOffice und in der HomeSchool arbeiten können dann haben nicht die Schulen ein Problem, sondern der Staat. Eine Webcam, ein Headset, Stift und Papier sind dagegen keine wirklich anspruchsvolle Ausstattung.
Wir brauchen eine schnelle digitale Infrastruktur deutschlandweit aber KEINE digitalen Schulen. Die Schulen müssen dringend greifbar und haptisch bleiben. Mit funktionierender Ausstattung, angefangen bei der guten alten grünen Tafel bis hin zum Beamer und freies (!) WLAN mit entsprechender Brandbreite (da bitte digitalisieren! Und gerne auch in der Verwaltung), dass mehre Klassen parallel im Internet - mit ihren eigenen (!) Geräten - recherchieren können. Keine schuleigenen Tablets oder Laptops, die nach 5 Jahren komplett ausgetauscht werden müssen und von denen immer irgendein Gerät nicht geht. Eigene Geräte, am liebsten Tablets mit Stiftbedienung und digitalen Schulbüchern, die von allen namenhaften Verlagen ja bereits lange beworben werden.

Nochmal: Die Schulen müssen greifbar und haptisch bleiben: Ich fand den digitalen Unterricht anstrengend und vor allem alles andere als befriedigend: Ich sehe meine Schüler nicht, höre nur wenige und kann ihre Körpersprache nicht wahrnehmen. Die wichtigsten feedback-Informationen für mich im Unterricht - meiner Meinung nach wichtiger wie jede noch so gut gemeinte (jährliche) Evaluation - fehlen mir. Nichts davon kann in meiner Überzeugung über einen digitalen Unterricht erfolgen. Als Naturwissenschaftler fehlt mir zudem der experimentelle Teil: gemeinsames Arbeiten an Molekülbaukästen und Mikroskopen, biologische Modelle und das Mischen von Chemikalien. Nichts davon kann in meiner Überzeugung sinnvoll über einen digitalen Unterricht erfolgen. Ja ich wiederhole mich schon wieder.

Lasst uns in den Schulen bleiben.
Lasst uns Unterricht auch in Zukunft im echten Klassenverband verbringen.
Versuchen wir mit dem Erlebten und Erlernten den Unterricht zu ergänzen.
Aber geben wir uns die Zeit um die Corona-Kurve abzuflachen.
#staythefuckhome and #FlattenTheCurve

Frohe Ostern.