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my fistful of opinions

Schuljahr "Corona1" beendet...

Geschafft. Vorbei. Schuljahr 2019/20 - Codename "Corona1" - ist für mich beendet.

Und noch nie hab ich mich so über das Ende eines Schuljahres gefreut. Oder besser über das Ende der 6,5 Wochen, die so ziemlich für den Allerwertesten waren. Meiner Meinung nach. Die Noten vom 1. Halbjahr wurden übernommen. Zusätzliche Noten gab es bitte ausschließlich dann und nur dann, wenn sie zur Verbesserung der Schüler führen. Keine Klassenarbeiten durften mehr geschrieben werden. Außer dann auf einmal in der Oberstufe, da irgendjemandem im KM wohl aufgefallen ist, dass man für rechtssichere Noten eben doch eine schriftliche Leistung benötigt...

Meine Abiturienten haben Zettel an meine Türen geklebt, mit (neudeutsch) Memen zu mir. Eines war "Pfeife" - weil ich meist gut gelaunt, pfeifend, durchs Schulgebäude laufe. Der Zettel hat mich getroffen - wüsste ich doch nicht ein einziges Mal, zu dem ich in den letzten Wochen pfeifend auf den Fluren unterwegs war.

Ich bin froh, dass dieses Chaos, dem man uns Lehrern (bzw. Schulen) ausgesetzt hat, erstmal vorbei ist. Nur befürchte ich wenig Besserung für "Corona2".
Ich freue mich, meine Abiturienten alle gut durch gebracht zu haben.
Ich freue mich, dass das Thema Digitalisierung etwas an Fahrt gewinnt - gleich darf ich meiner Schulleitung eine Einführung in Moodle geben.
Ich freue mich in einem Monat in den Niederlanden zu sein.
Und ich freue mich trotz allem auf das kommende Schuljahr.
Sch*** Optimismus. 😉

3 Wochen "distance-schooling"

Drei Wochen Online-Unterricht liegen gerade jetzt hinter, die Osterferien vor mir und meine Hirnwindungen versuchen schon das Erlebte und Erfahrene zu verarbeiten.

Ja es funktioniert. Es war unglaublich kurzfristig, unglaublich "über's Knie gebrochen", aber es hat irgendwie funktioniert. Bei uns wurde von Anfang an auf Online-Unterricht gesetzt - mit Schülern ab Klasse 8 war das auch gut umzusetzen. Glücklicherweise hatte ich bereits Erfahrungen mit Zoom - der von uns genutzten Kommunikationssoftware. (Ja, mir sind die aktuellen datenschutzrechtlichen Vorwürfe bekannt.) Auch glücklicherweise hat meine Schule schon vor rund einem Jahr damit begonnen die alten Overheads durch Dokumentenkameras (und Beamer) zu ersetzen. Eine einfache, gute Webcam hätte mir zu Hause aber wohl auch zum Unterrichten ausgereicht. 'Ne Dokumentenkamera ist dagegen schon ein "Rolls Royce".

Wenn jetzt aber wieder über die allgemein mangelnde Digitalisierung der Schulen gemeckert wird: die halte ich nicht für ein Problem. Problematisch ist die digitale Infrastruktur unseres Staates. Wenn sich Eltern melden, dass bei ihnen zu Hause nicht 2 oder 3 Rechner parallel im HomeOffice und in der HomeSchool arbeiten können dann haben nicht die Schulen ein Problem, sondern der Staat. Eine Webcam, ein Headset, Stift und Papier sind dagegen keine wirklich anspruchsvolle Ausstattung.
Wir brauchen eine schnelle digitale Infrastruktur deutschlandweit aber KEINE digitalen Schulen. Die Schulen müssen dringend greifbar und haptisch bleiben. Mit funktionierender Ausstattung, angefangen bei der guten alten grünen Tafel bis hin zum Beamer und freies (!) WLAN mit entsprechender Brandbreite (da bitte digitalisieren! Und gerne auch in der Verwaltung), dass mehre Klassen parallel im Internet - mit ihren eigenen (!) Geräten - recherchieren können. Keine schuleigenen Tablets oder Laptops, die nach 5 Jahren komplett ausgetauscht werden müssen und von denen immer irgendein Gerät nicht geht. Eigene Geräte, am liebsten Tablets mit Stiftbedienung und digitalen Schulbüchern, die von allen namenhaften Verlagen ja bereits lange beworben werden.

Nochmal: Die Schulen müssen greifbar und haptisch bleiben: Ich fand den digitalen Unterricht anstrengend und vor allem alles andere als befriedigend: Ich sehe meine Schüler nicht, höre nur wenige und kann ihre Körpersprache nicht wahrnehmen. Die wichtigsten feedback-Informationen für mich im Unterricht - meiner Meinung nach wichtiger wie jede noch so gut gemeinte (jährliche) Evaluation - fehlen mir. Nichts davon kann in meiner Überzeugung über einen digitalen Unterricht erfolgen. Als Naturwissenschaftler fehlt mir zudem der experimentelle Teil: gemeinsames Arbeiten an Molekülbaukästen und Mikroskopen, biologische Modelle und das Mischen von Chemikalien. Nichts davon kann in meiner Überzeugung sinnvoll über einen digitalen Unterricht erfolgen. Ja ich wiederhole mich schon wieder.

Lasst uns in den Schulen bleiben.
Lasst uns Unterricht auch in Zukunft im echten Klassenverband verbringen.
Versuchen wir mit dem Erlebten und Erlernten den Unterricht zu ergänzen.
Aber geben wir uns die Zeit um die Corona-Kurve abzuflachen.
#staythefuckhome and #FlattenTheCurve

Frohe Ostern.

Die zweite Woche Schulschließung ist rum.

Damit auch die zweite Woche Online-Unterricht.

Noch am letzten Schultag hab ich in allen Gymnasialklassen wie am Fließband Zoom vorgestellt und auch noch ein paar Kollegen in die Software und die Dokumentenkameras eingewiesen. Schon vergangenes Jahr haben wir komplett von Overhead auf Dokumentenkameras umgestellt - die sind jetzt, wie bei mir, bei den Kollegen zu Hause im Einsatz.
Dienstag dann gleich mit den 13ern die erste Klasse von zu Hause unterrichtet. Einige Klassen bekamen in Woche 1 noch Aufgaben - diese Woche wurden (außer dem Berufskolleg) alle Klassen online unterrichtet - nach regulärem Stundenplan.
Ich bin überrascht wie reibungslos das funktioniert - allerdings mit Abstrichen. Gerade meinen Biologie- und Chemie-Unterricht halte ich so nicht für effektiv. Es fehlen die Modelle zum Anfassen, die Experimente. Ich glaube auch nicht, dass das irgendwann einmal brauchbar nur über eine online-Verbindung rüber zu bringen ist. Trotzdem werde ich mich nach den "Coronosterferien" wohl mit den beiden VR-Brillen in der Schule etwas genauer beschäftigen.
Die Klassen waren überraschend diszipliniert - nicht nur die 13er, denen wegen des Abis gerade "der Arsch auf Grundeis geht", sondern alle. Mir wird nach der Homeschooling-Zeit aber definitiv der Button "alle stummstellen" fehlen. 
Allerdings gab es auch Verbindungsprobleme - eine Mutter bat sogar um einen genauen Unterrichtsplan für ihr Kind, da Online-Schule und ihr Homeoffice gleichzeitig nicht mit ihrem Dorfanschluss machbar sind.

Für die kommenden Wochen ist aufgerüstet: eine "neue" Grafikkarte (also nur für meinen PC neu) samt zweitem Monitor.
Ich glaube nicht, dass ich nach Ostern am 20. April wieder real vor den Klassen stehe.